ChatGTP versteckt Wasserzeichen in KI-Texten

KI-Texte können unsichtbare Spuren enthalten – und du merkst es nicht einmal. Was dahintersteckt, wie du sie findest und was das für Datenschutz und Transparenz bedeutet.

Unsichtbare Wasserzeichen in KI-Texten: Was du wissen solltest

Was sind unsichtbare Wasserzeichen?

Im Zusammenhang mit KI-Texten ist mit „Wasserzeichen“ nicht ein sichtbares Logo oder Copyright-Hinweis gemeint, sondern eine Art „versteckter Fingerabdruck“, der algorithmisch in den Text eingebaut wird – meist durch spezielle Unicode-Zeichen wie das „Narrow No-Break Space“ (U+202F).

Diese Zeichen sehen aus wie normale Leerzeichen oder sind komplett unsichtbar. Für den Leser ist der Text völlig normal lesbar – doch ein Prüfskript erkennt: Hier steckt ein Hinweis auf eine KI-Quelle.

Welche Zeichen sind betroffen?

Hier eine Übersicht der häufigsten unsichtbaren oder verdächtigen Zeichen:

UnicodeBeschreibungVerdächtig?
U+202FNarrow No-Break SpaceJa (Hauptverdächtiger bei GPT-4o)
U+200BZero Width SpaceJa
U+2060Word JoinerJa
U+00A0No-Break Space (HTML:  )Teilweise
U+200CZero Width Non-JoinerMöglich
U+200DZero Width Joiner (z. B. Emojis)Möglich
U+2061-2064Unsichtbare FunktionstrennerMöglich
U+FEFFByte Order Mark (BOM)In Office-Dateien üblich

Diese Zeichen können bei der Erstellung durch KI-Modelle, aber auch beim Copy-Paste aus PDFs, Office-Dokumenten oder Webseiten entstehen. Ein klarer Herkunftsnachweis ist also nicht immer möglich – aber ein starkes Indiz allemal.

Warum werden Wasserzeichen überhaupt versteckt?

Der Hauptgrund für versteckte Wasserzeichen in KI-generierten Texten liegt in der Nachverfolgbarkeit: KI-Anbieter wollen in bestimmten Szenarien erkennbar machen, ob ein Text von einem Modell wie ChatGPT stammt – ohne dabei das Leseerlebnis zu beeinflussen.

Die Ziele dabei sind vielfältig:

  • Plagiatserkennung in Schulen und Unis: Lehrkräfte sollen erkennen können, ob ein Aufsatz KI-generiert wurde.
  • Fake-News-Prävention: Plattformen könnten Texte mit KI-Wasserzeichen blockieren oder markieren.
  • Nutzungsanalyse: Manche Anbieter werten aus, wie oft und wo ihre Modelle verwendet werden.
  • Verantwortlichkeit klären: Bei rechtlichen oder ethischen Fragen kann nachvollzogen werden, ob ein Text aus einer KI stammt.

Der Clou: Die verwendeten Zeichen – wie das Narrow No-Break Space (U+202F)fallen beim Lesen nicht auf, sind aber maschinell eindeutig erkennbar. So lässt sich ein Text mit hoher Wahrscheinlichkeit einem KI-Modell zuordnen – ohne dass der Nutzer es merkt.

Wie kann man die Wasserzeichen erkennen?

Mit dem bloßen Auge? Keine Chance.

Aber du kannst mit einfachen Tools oder einem kleinen Skript erkennen, ob solche Zeichen vorhanden sind. Zum Beispiel mit unserem kostenlosen Tool, das du direkt nutzen kannst:

👉 Jetzt versteckte Zeichen finden und entfernen

Alternativ kannst du Text in einem Editor wie Visual Studio Code oder Sublime Text einfügen und nach speziellen Unicode-Zeichen suchen.

Versteckte Zeichen in KI-Texten entfernen

Kann man die Zeichen entfernen?

Ja – meist ganz einfach. Die meisten unsichtbaren Zeichen lassen sich durch unser Tool oder eine „Suchen-und-Ersetzen“-Funktion entfernen. 

Aber Achtung: Wenn du das automatisiert machst, solltest du wissen, was du entfernst – denn manche Zeichen (wie U+00A0) haben durchaus eine sinnvolle Funktion in bestimmten Kontexten.

Wie sieht es mit Wasserzeichen in KI-generierten Grafiken aus?

Auch bei KI-generierten Bildern stellt sich die Frage nach der Herkunft – und ob sich diese technisch nachvollziehen lässt. Manche Bildgeneratoren wie DALL·E, Stable Diffusion oder Adobe Firefly fügen tatsächlich Hinweise in die Metadaten der Bilddateien ein, etwa in Form von Softwarenamen oder automatischen Copyright-Angaben. Diese Informationen sind jedoch leicht zu entfernen. Wenn du ein Bild auf z. B. WhatsApp, Facebook oder Discord hochlädst, werden Metadaten oft gelöscht. Damit geht auch der KI-Hinweis verloren. 

Ein vielversprechender Ansatz ist die Entwicklung von Content Credentials (C2PA) – ein technischer Standard, bei dem die Herkunft von Bildern fälschungssicher signiert und transparent dokumentiert werden soll. Mit Hilfe von C2PA sollen KI-generierte Bilder fälschungssicher signiert werden mit Angaben zur Herkunft, der Änderungshistorie, einem Zeitstempel oder einem Erstellungsort. Doch noch ist dieser Standard nicht flächendeckend im Einsatz, und die meisten KI-Bilder lassen sich weiterhin nicht eindeutig als solche erkennen – zumindest nicht ohne zusätzliche Analysewerkzeuge.

Transparenz statt Täuschung: Eine ethische, keine datenschutzrechtliche Frage

Aus Sicht des Datenschutzes ist das Thema weniger brisant, denn: Durch unsichtbare Zeichen werden keine personenbezogenen Daten verarbeitet – die DSGVO findet hier also keine direkte Anwendung. Und doch bleibt ein mulmiges Gefühl. Ist es wirklich in Ordnung, wenn ein Text ohne unser Wissen gekennzeichnet wird? Oder sollten wir – auch im Sinne der neuen KI-Verordnung (KI-VO) – nicht bewusst und offen mit KI-generierten Inhalten umgehen?

Die Praxis zeigt, wie problematisch es werden kann: Wenn ein Nutzer etwa einen selbst geschriebenen Text lediglich zur Rechtschreibprüfung an eine KI übergibt und diese dabei unsichtbare Zeichen zur Markierung einfügt, entsteht ein falscher Eindruck. Der Text wird dann als KI-generiert identifizierbar, obwohl er inhaltlich menschlich ist. Solche Mechanismen zur Herkunftskennzeichnung dürfen nicht zur Irreführung führen – und schon gar nicht ohne Wissen oder Zustimmung der Nutzer eingesetzt werden.

Vor allem in Bildung, Journalismus und Compliance-relevanten Bereichen ist die Transparenz über die Herkunft von Texten wichtig – aber auch der verantwortungsvolle Umgang mit versteckten Metainformationen. Und genau hier beginnt die Diskussion: Ist ein unsichtbares Wasserzeichen ein sinnvoller Kompromiss – oder ein Verstoß gegen Transparenz?

Fun Fact: ChatGPT will es nicht zugeben ...

Ich wollte von ChatGPT wissen, ob KI-generierte Texte mit unsichtbaren Wasserzeichen versehen werden. Die erste Antwort: Nein, das wird nicht gemacht. Erst nach mehrmaligem Nachfragen kam heraus: Es könnte passieren – angeblich aber nicht im konkreten Fall.

Also habe ich die Antwort selbst geprüft – und siehe da: Der Text enthielt tatsächlich ein verstecktes Wasserzeichen.

Warum KI-Kompetenz so wichtig ist

Dass KI-Modelle unsichtbare Wasserzeichen in Texten oder Bildern hinterlassen können, zeigt deutlich: Künstliche Intelligenz beeinflusst Inhalte auf eine Weise, die wir nicht immer sofort erkennen. Genau deshalb ist es unerlässlich, dass Beschäftigte ein grundlegendes Verständnis für KI-Mechanismen entwickeln – nicht nur, um Risiken zu erkennen, sondern auch, um sicher und souverän mit KI-Tools umzugehen. Nach Art. 4 der KI-Verordnung sind Unternehmen zudem verpflichtet, entsprechende Kompetenzen aufzubauen. 

Mit unserer Schulung KI-Kompetenz unterstützen wir dich dabei, deine Organisation fit für den verantwortungsvollen Umgang mit KI zu machen – wahlweise als Inhouse-Training oder flexibel als E-Learning.

Fazit

Unsichtbare Wasserzeichen in Texten sind kein Science-Fiction mehr – sondern Realität. Manche KI-Modelle markieren ihre Inhalte automatisch, andere nicht. Als Verantwortlicher für Datenschutz, IT-Sicherheit oder KI-Anwendungen solltest du wissen:

  • Was solche Zeichen sind,
  • wie man sie erkennt,
  • und wie man sie entfernen kann.

Wenn du dir unsicher bist, ob ein Text Wasserzeichen enthält – prüfe ihn lieber, bevor du ihn weiterverwendest.

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